Wenn du nur eine einzige Stoffwindel besitzen würdest, die du ca. drei Mal pro Woche deinem Kind anziehen könntest, würdest du in 3 Jahren Wickelzeit schon ca. 460 Wegwerfwindeln sparen.
Aber wer wickelt schon mit nur einer Stoffwindel? Vielleicht gönnst du dir ja auch zwei oder drei oder…
Ich nenne dir gute Gründe, Stoffwindeln für dein Kind zu nutzen:
Ein Kind verbraucht im Durchschnitt 5000-6000 Wegwerfwindeln bis zum Trockenwerden. Das ist ungefähr eine Tonne Müll. Kein anderes Produkt hat einen so hohen Anteil an der Restmüllproduktion wie die Wegwerfwindeln.
In unseren Köpfen setzt sich immer mehr durch, dass wir zu viel Müll produzieren. Aber in Bezug auf die Wegwerfwindeln hinterfragen noch sehr wenige Eltern, den Umwelt- und Müllaspekt. Viel zu selbstverständlich sind sie und kaum jemand kennt Alternativen wie z.B. Stoffwindeln oder zieht sie in Betracht. Im besten Fall werden „Öko-Windeln“ gekauft. Aber auch diese Windeln sind nicht kompostierbar, obwohl einige Hersteller es uns so verkaufen wollen. Bisher ist es nur gelungen eine bis zu 80% kompostierbare Wegwerfwindel zu entwickeln. Aber auf unserem Kompost haben sie dennoch nichts zu suchen. Und in den Bio-Müll dürfen sie auch auf keinen Fall! Sie müssen in den normalen Hausmüll.
Wir sind nicht nur die „Generation Golf“, sondern auch die Generation Wegwerfwindel!
Dabei wurden die Wegwerfwindeln, wie wir sie kennen, überhaupt erst in unserer Generation, vor ungefähr 40 Jahren, so entwickelt und verwendet. Sie waren eine der großen Erfindungen der Nachkriegszeit, die den Hausfrauen das Leben erleichtern sollten – und es bis heute tun.
Natürlich waren sie damals ein großer Fortschritt, denn lästige Waschroutinen fielen weg, die durch mangelnde Technik viel aufwendiger waren als heute. Wer kennt sie nicht, die Geschichte der Mutter, die abends die Windeln im Topf auf dem Herd auskocht, nachdem sie sie mühsam mit der Hand gewaschen hatte?
Aber trotz modernster Technik heute schreckt der Gedanke an Stoffwindeln die meisten Eltern zunächst ab. Dabei sind sie mittlerweile so einfach zu waschen und müssen nicht mehr ausgekocht werden. Je nach Verschmutzung reicht ein 40°-60°C- Waschgang mit Vorwäsche vollkommen aus, um sie hygienisch sauber zu bekommen.
Wegwerfwindeln sind im Vergleich zu Stoffwindeln deutlich teurer. Ihre Anschaffungskosten verteilen sich lediglich über die gesamte Wickelzeit, während du bei den Stoffwindeln meist alles auf einmal ausgibst und es dadurch zunächst erschreckend hoch erscheint.
Je nach Stoffwickelsystem gibst du zwischen 300-600 Euro aus. Für Wegwerfwindeln kannst du mit bummelig 1500 Euro rechnen. „Ja, aber die Stoffwindeln müssen ja gewaschen werden, das kostet auch Geld!“, denkst du jetzt vielleicht. Das stimmt. Aber selbst Wasser- und Stromverbrauch plus Anschaffungskosten sind immer noch deutlich günstiger. Hier ein guter Kostenvergleich.
Und du darfst nicht vergessen, dass du Stoffwindeln für ein zweites (drittes, …) Kind verwenden oder sie gebraucht weiterverkaufen kannst. Das schont den Geldbeutel und die Umwelt dann so richtig. Natürlich kannst du sie ebenso schon gebraucht kaufen.
Der Aufbau einer Wegwerfwindel liest sich ähnlich wie der Beipackzettel eines Medikamentes. Eigentlich will man es lieber nicht wissen, es soll bitteschön nur funktionieren. Gewisse Risiken geht man dabei ein. Aber welche Risiken können das bei einer Windel schon sein? Ich habe zumindest noch keine Mutter getroffen, die sich ernsthafte Sorgen um ihr Kind machte durch das Wickeln mit Wegwerfwindeln. Kleidung wird schon eher möglichst schadstofffrei gekauft oder zumindest Secondhand, damit gewisse Giftstoffe schon ausgewaschen wurden. Aber Windeln werden kaum hinterfragt, dabei sind sie fast 24 Stunden am Tag am Kind, abgesehen von einigen windelfreien Momenten.
Klar ist, die Wegwerfwindeln sind aus Plastik, kaum atmungsaktiv, erhöhen die Körpertemperatur und enthalten oft Lotionen, Rückfetter und andere Dinge, die nicht deklariert werden müssen, in denen sehr bedenkliche Stoffe enthalten sind.
Und das an der zarten Haut von Babys?
Frauen, die Erfahrungen mit Binden gemacht haben, können das Gefühl vielleicht nachvollziehen. Es ist schnell unangenehm, schwitzig, warm. Und das, obwohl die Binde nur einen Teil der Unterhose ausfüllt und nicht den ganzen Po mit umschließt. Nach ein paar Tagen ist Frau dann froh, sie wieder weglassen zu können.
Möchtest du die nächsten drei Jahre täglich Binden mit Plastikanteil tragen? (Nein? Ich habe übrigens auch Tipps zu Stoffbinden!)
In Stoffwindeln kann die Haut atmen und ist wohltemperiert. Du kannst Materialien wählen, die zu euch passen und nur die Stoffe an die Haut deines Babys lassen, die dir geheuer sind.
Stoffwindeln gibt es in unglaublich vielen Farben und Mustern, sodass das Wickeln richtig Spaß machen kann. (Zumindest beim Einpacken des Babys. Beim Auspacken ist man vielleicht von anderen Dingen abgelenkt…)
Außerdem ist ein einfach schön, sein Baby in Stoff zu hüllen und liebevoll „einzupacken“.
Mit Stoffwindeln können Babys breit(er) gewickelt werden, was der Hüftentwicklung entgegenkommt.
Stoffwindeln enthalten keine Absorber und fühlen sich dadurch natürlich nass an. Die Kinder spüren dadurch genauer, dass sie pinkeln und was dabei passiert. Das Nässegefühl hilft den Kindern eher dabei, früher trocken zu werden.
Du kannst nicht mehr vergessen, Windeln zu kaufen. Du hast sie immer im Haus. Voraussetzung ist natürlich, dass du nicht vergisst, sie zu waschen. Aber selbst wenn das passieren sollte, kannst du mit Gästehandtüchern oder Waschlappen improvisieren, denn eine saubere Überhose haben Stoffwickelhaushalte eigentlich immer.
Eine Stoffwindel kannst du mit Zusatzeinlagen (Boostern) bestücken und dadurch das Saugvolumen selbst bestimmen. Besonders für die Nacht kannst du saugstarke „Pakete“ wickeln, sodass das Wickeln in der Nacht meist nicht mehr notwendig ist.
Günstig und selbstbestimmt kannst du wickeln, wenn du deine Windeln selbst nähst. Es gibt mittlerweile sehr gute und einfache Anleitungen im Internet zu finden. Du kannst alte Bettbezüge, Handtücher oder auch extra dafür gekaufte Stoffe verwenden und ganz nach deinem Geschmack und euren Anforderungen gestalten.
Wie oben erwähnt kommt es unter Wegwerfwindeln zu einer höheren Körpertemperatur. Gleichzeitig sind sie nicht atmungsaktiv. Einige Ärzte raten, bei Fieber den Babys keine Plastikwindeln anzuziehen, weil es zu einem Hitzestau kommen kann. Mit Stoffwindeln bist du auf der sicheren Seite.